Das Schlimmste zum Schluß

Sich über die Unfähigkeit der Vorbesitzer aufzuregen, gehört zur Vergangenheitsbewältigung von Bootseignern. Vor zwei Jahren kamen schon etliche Fehler ans Licht. Es fehlten noch die Hochstromverteilung und der Motorraum. Also, einen hab ich noch …

12V Spannungsversorgung und Hauptschalter

Drei Batterien sind unter den Bodenbrettern, zwei in der Steuerbordbank. Von dort aus gehen 50mm² H01 Kabel zu den Hauptschaltern und Sicherungen in der Bildmitte.

Zuerst einmal Platz schaffen, leere Bilgen und Kisten erleichtern den Zugang und die Übersicht. Zur Zeit ist nur Proviant für drei Tage an Bord.
Die Batterien werden als erstes demontiert, die Leitungen geprüft und lose Klemmen nachgezogen. Es bleiben drei unbekannte Masseleitungen, die von den Batterien um Dunkel des Motorraumes verschwinden. Der Rest geht vorschriftsmäßig an die Hauptschalter.

Von aussen sehen die Schalter und Sicherungen gut aus, soweit alles in Ordnung.

Klappt man die Hauptschalter ab, dann kommt ein Chaos an Leitungen, fliegenden Sicherungen und Kabelbindern hervor. Zuerst traut man sich nicht fest daran zu ziehen, aber es hilft ja nichts.
Hauptschalter für alle Massen (schwarz), Batterie 1 (Starter) und Batterie 2 (Versorger). Die Fallenwinsch hat einen 120A, die Ankerwinsch einen 70A Sicherungsautomaten.

Das muss also raus und aufgeräumt werden. Zumal es Verbraucher gibt, die auch bei getrenntem Hauptschalter noch Strom haben und der Masseschalter scheinbar wirkungslos ist.

Hauptschalter von hinten. Korkenzieherleitungen, eine 425A(!) Sicherung für das Bugstrahlruder und frei liegende Kabel. Die beiden Sicherungsautomaten sind auch falsch herum angeschlossen.
Zeigt her eure Kabelschuh! Der einzige Weg, jede Leitung zu identifizieren, zu beschriften und die unbenutzen Blindgänger zu finden. Die fliegenden Sicherungen sind für das Batteriemanagment, das so nah wie möglich an den Batterien angeschlossen werden soll. Das geht also hier in Ordnung.
Zugegeben, so viel anders sieht es gar nicht aus. Aber jetzt sind alle Anschlüsse geprüft, alle Muttern wirklich fest und alles vorläufig beschriftet. Keine toten Leitungen mehr, die irgendwo im Isolierband enden und die Sicherungen funktionieren nun auch. Die Leitung zum Bugstrahlruder ist 70mm² – Kraft durch Kupfer!
Gefährlicher Pfusch!

Beim Test der Hauptschalter hatte der Masseschalter keine Funktion: obwohl er offen war, hatte scheinbar das ganze Boot noch Strom! Der Grund war eine Leitung von der Batteriemasse zu den Masseklemmen in der Verteilung, vorbei an Schalter und Sicherung! Wenn man den Masseschalter getrennt hat, dann holten sich alle Verbraucher über diese dünne Leitung Strom, also auch das Bugstrahlruder. Hier wäre u.U. ein Kabelbrand das nächste Problem gewesen.

Ladestromverteilung

In der Ladestromverteilung im Motorraum gibt es jede Menge unnütze Leitungen, Relais und Sicherungen. Das eigentliche Problem aber sind fehlende Hochlastsicherungen für die Ladegeräte und der neue Solarregler für 50A. Auch die Kabelquerschnitte waren nicht groß genug. Zentrale Verteilung wird ein Sicherungshalter für sechs Megasicherungen zwischen 30A und 150A.

Die Trenndioden wurden durch eine Batterieverteilung auf Mosfet Basis ersetzt. Diese haben kaum Spannungsverlust. Der Switec Laderegler für den Heckgenerator (mitte) hat noch einen Solarregler für das kleine Panel am Heck eingebaut. Der MPPT Solarregler (blau) für das große Panel liefert bis zu 50A. Der Kabelwust rechts wird mit dem Ausbau des Generators aufgeräumt.
Der Sterling Landstromlader (weiss) und der Raymarine Autopilot können bleiben, der Rest wird geändert.
Der neue Sinus Inverter liefert 1200W und brauchte eigene Sicherungen. Der Rest wurde um die Ecke umgezogen, um genug Platz für die Ladestromverteilung zu schaffen. Vor allem die Lewmar Steuerung der Fallenwinsch bringt einen ins Schwitzen.

Nach dem Umbau der Hauptsicheurngen (2 x 100A Mega) gab es ein Problem mit dem Autopiloten. Fast alles ging noch wie vorher, nur dieser schaltete mit der Fehlermeldung „ST6001“ (also Computer) ab. Nach kurzer Schnappatmung stellte sich heraus, dass am Steuerungscomputer nur 10V Spannung ankamen. Nach der Rückverfolgung war die 100A Sicherung für die Masse daran Schuld. Scheinbar werden diese Sicherungseinsätze „schlecht“, erhöhen also im Alter ihren Innenwiderstand. Die neuen Batterien hatten auch „nur“ 12,7V in der Anzeige der Sicherungstafel. Zwei neue 100A Sicherungen hatte ich schon da und damit war das Problem behoben.

Damit ist das ganze Boot einmal überprüft und es gibt keine größeren Fehler mehr. Es bleibt ein neues Radar, das besser mit dem Zeus³ Plotter harmoniert, ein- und den Dieselgenerator auszubauen. Mit den beiden neuen Solarpanelen und dem Heckgenerator, sowie der Hochleistungsregelung (HLR) für die 120A Lichtmaschine, sind genug Energiequellen vorhanden. Der Inverter schafft alle 220V Verbraucher an Bord, bis auf die Mikrowelle, wir werden es überleben.
Die neuen Batterien haben 580Ah und selbst nach einem nur halbwegs sonnigen Tag mit voller Nutzung (Navigationselektronik, Inverter, Kühlschrank und Autopilot), sinken sie nicht unter 90% Ladung ab. Der Heckgenerator wird also erst ab drei Tagen zugeschaltet und der Motor wird als Generatorersatz nur noch im Notfall nötig. Dafür gibt es zwei Gründe: Die alten Solarpanele hatten bei gleicher Fläche nur ein Drittel der jetzigen Leistung (625W max.) und die neuste Generation von Solarmodulen liefern schon viel früher Strom, selbst bei Abschattung oder Wolken.
Soweit ist also die typische Nutzung im Ostatlantik abgedeckt: 2 bis 5 Tage bis zum nächsten Landstrom, egal wo es hin geht. Auch eine Atlantiküberfahrt ist so möglich. Bei langen Liegezeiten vor Anker jedoch, muss noch eine Energiequelle her. Da kommt eventuell eine Brennstoffzelle mit Methanol in Frage. Diese könnte dann auch eine 12V Entsalzung antreiben. Damit wäre Diesel nur noch für den Motor und die Heizung nötig, und die ist seit zwei Jahren nicht mehr an gewesen. Aber das hat noch Zeit, es geht ja noch nicht los.

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