Etappe 4 wie geplant

Wenn es nicht so unpassend wäre, würden wir sagen: wir sitzen hier auf glühenden Kohlen. Denn wo andere von der Insel weg wollen segeln wir endlich hin. Die Ankunft auf einer vulkanisch aktiven Insel hatten wir natürlich nicht auf dem Zettel, damit rechnet niemand, mit einer Pandemie jedoch auch nicht. Die gesamte Reise und ihre Vorbereitung musste durch die ganze Breite des Konjunktivs geplant werden, da lassen wir uns doch nicht die letzte Etappe vermiesen! La Palma wird immer eine der schönsten Inseln der Welt sein und sie hat mit den ganzen anderen schönsten Inseln der Welt halt eines gemein – sie ist ein Vulkan.

Diese Höhenaufnahme aus dem Netz gibt einen schaurigen Überblick über die Katastrophe. Der Rauch aus dem Vulkan weht nach Südsüdwesten, das Lavadelta oben und dazwischen der Lavastrom. Rechts oben unter der Wolke liegt die Marina Tazacorte.

In den Medien verkaufen sie dieser Tage den Untergang des Paradises. Insel der Tränen wird sie genannt und natürlich darf der glühende Lavabrocken nicht fehlen. Wenn man nicht sofort und überall in die Luft geschleudert wird, dann erstickt man doch zumindest unweigerlich an den giftigen Gasen.
Sicher ist La Palma zur Zeit kein Ort für einen sorgenfreien Urlaub. Viele Menschen sind unmittelbar betroffen, ein Viertel der Insel ist abgesperrt und manchmal regnet es Asche. Das zermürbt bestimmt, aber solange keine Gefahr für Crew oder Boot besteht ist die Passage machbar, im schlimmsten Fall fahren wir zu einer Nachbarinsel. Die Reise der Rosebud wurde lange geplant, der Liegeplatz reserviert und die Crew ist seit gestern in Porto.

  1. Die Ausfahrt aus Porto ist wie geplant möglich, keine Katastrophen dort.
  2. Die Wettervorhersage beschreibt Wind aus NO mit 2-4 Bft als vorherrschend. Das wäre ideal.
  3. Gestern haben wir Information aus erster Hand per Telefon von Mike bekommen. Er ist Segler und gerade im Hafen von Tazacorte. Dieser ist momentan wenig betroffen und alle Hiobsmeldungen auf den Segelportalen sind…, nennen wir es mal „veraltet“. Der Liegeplatz ist also erreichbar, das Delta wird kaum bis zur Hafeneinfahrt wachsen.
  4. Der Hafen von Tazacorte ist offen, der Flughafen auch, der Berlinflug kam und flog gestern pünktlich. Dies ist von der Windrichtung und der Vulkanasche im Luftraum abhägig. Die An- und Abreise ist damit also möglich, als Plan B gibt es z.B. Teneriffa.
  5. Die Lage nach der Ankunft kann nicht vorhergesagt werden. Der Vulkan kommt laut Wissenschaft in seine besten Jahre. Die Experten machen keine Hoffnung auf ein schnelles Ende, aber sie machen Hoffnung auf überhaupt eines. Er verhalte sich wie erwartet, nur insgesamt halt größer. Die Meßwerte deuten auf keine Überraschungen jedoch eine weitere Tätigkeit bis Mitte November hin.
  6. Die Lava fliesst noch immer in großen Mengen, aber sie bleibt auf dem alten Strom und vernichtet deshalb weniger als vorher. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir den Vulkan bei unserer Ankunft noch aktiv erleben ist groß, die dass er am Ende des Monats an Schrecken verloren hat aber auch.
Meine Lieblingsgrafik der letzten Tage – Vulkanpuls über die Zeit. Der Trend (blau) unten rechts deutet zwar statistisch auf ein aktuelles Maximum im RSAM hin, aber wie lange sich das noch streckt und ob sich der Vulkan an die Mathematik hält, weiß niemand. Nur die Wahrscheinlicheit für Überraschungen scheint geringer als am Anfang.
Und dies ist die Anzahl der Erdbeben pro Tag. Auch hier ist der 4.10. vorgestern ein Maximum. Es hängt von den nächsten Tagen ab, ob der Trend stimmt oder nach oben korrigiert werden muss.

Die Abfahrt in Porto erfolgt mit Beginn der Ebbe, dann hat man dem Strom im Duro von achtern. Nach vier Tonnen durch die Mündung auf Südwest raus aufs Meer, bis kein Fischer mehr stört. Dann Generalkurs 212° auf einen aktiven Vulkan im Atlantik setzen, das macht man nur einmal im Leben!

Hier ist der aktuelle Passagenplan für die Etappe 4.

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