Ohne Worte,

denn mir fällt kein Titel mehr für diesen Beitrag ein. Die meisten trauen sich nicht, andere fragen nach, wie es geht und nach dem Haus auf La Palma. Das zweite will ich hier schon mal aufschreiben, damit wir es nicht immer wieder erzählen müssen.

Das Haus auf der Westseite von La Palma

Blick vom Gästehaus zum Haupthaus. Die Palmen standen im gesamten Garten.

Das Haus in der Camino Cumplido waren eigentlich 4 Häuser. Das Wohnhaus, ein kleines Gästehaus, eines mit Sauna und dem Pool auf dem Dach und ein kleines Büro links von der Gartenterrasse.
Das besondere an diesem Grundstück, es war eben, keine Stufen wie sie auf der steilsten Insel der Welt sonst üblich sind.

Das Grundstück lag an der Westseite oberhalb des Ortes Todoque und unterhalb eines Industriegebietes (Poligono). Es war weg von der Strasse, vollständig bepflanzt und hatte einen kleinen Garten mit Zitrusbäumen. Neben einem kleinen Goldfischbecken gab es noch einen Brunnen mit Teich und viel Schatten unter Palmen. Durch die Lage in einem Einschnitt zog oft kühler Seewind den Hang hinauf. Das nötige Wasser kam aus einer großen Zysterne, die mit Aktienwasser oder „Bananenwasser“ gefüllt wurde. Das Stadtwasser lieferte das Trinkwasser im Haus.
Eine natürliche Felsenhöhle war eine Bodega mit Wein und einem Tisch zum draußen feiern, direkt zwischen Seitenterrasse und Freisitz.

Das kleine Bürohaus mit Duschbad. Rechts die weiße Plane der Bananenplantage, die auf den Luftbildern gut zu erkennen ist.
Das Wohnzimmer mit Theke zur Küche und der maurische Kamin, eher schon eine Feuerstelle
Der Wintergarten mit Ofen und den maurischen „Fenstern“ zum Wohnzimmer.

Der Boden bestand nicht aus Lavakies wie sonst, sondern es wurde richtige Erde aufgeschüttet. Damit konnte ein ordentlicher Teil mit Gras bepflanzt werden. Dies ist der Marmor der Kanaren, denn Gras braucht viel Wasser und dafür hatte das Haus selbst eine Wasseraktie.
Der Fleck auf dem Rasen war eine eingegangene Algarve. Da hätte der große Berlinbär hingesollt.

Terasse nach vorn mit Blick auf den Atlantik nach Westen.

Der Vulkan im Südwesten

Der Vulkanausbruch gilt mittlerweile als die größte Katastrophe in Spaniens Geschichte. Er hat mehr Material ausgebrochen als alle anderen der Neuzeit zusammen und er dauert auch jetzt schon am längsten. Alle Hoffnungen auf ein schnelles Ende sind jedoch vergebens, denn die Zahlen zeigen deutlich nach oben. Das wird noch schlimmer, und wenn es so mit dem Pech weiter geht sogar viel schlimmer.

Vergleich vorher und nachher, wie der Vulkan gewachsen ist (Foto von Roger, idafe.com).

Ich will gar nicht die ganze Geschichte wiederholen, das Internet ist voll davon. Links sieht man das eigentliche Problem: der Vulkan wurde immer größer und instabiler. Der Kraterrand brach immer wieder ein und so änderte sich die Stelle, an der die Lava austrat von Tag zu Tag. Das war wie ein Rasensprenger, der wochenlang in einem Halbkreis unvorstellbare Lavamengen verteilte.

24.September 2021
13.Oktober 2021
28.Oktober 2021

In den drei Karten sieht man die aktuelle Lava in verschiedenen Strömen (rot), die Lavaströme der vergangegen Ausbrüche (lila, rosa) den Vulkan als roten Kreis und das Haus in Cumplido als blauen Kreis.
Am Anfang glaubte niemand, dass die Lava solche Ausmaße annehmen würde. Zweitausend Häuser und Infrastruktur für bald eine Milliarde sind Größenordnungen, die bisher noch kein Vulkanausbruch auf den Kanaren erreicht hatte.

Man kann zum einen sehen, wie der Vulkan an Größe zunahm und wie er die Lava mit Austrittsöffnungen, die sich um 180° von Süd nach Nord und zurück drehten über den gesamten mittleren Südwesten ergoß.

Als er am 10. Oktober eine nördliche Öffnung mit Ablaufrinne bildete, da hatte die Erde auf der Nordflanke schon tagelang geraucht. Man kann sich kaum ein Bild von der unvorstellbaren Menge machen. Das nächste Foto lässt es erahnen.

Der Lavastrom aus der Nordflanke. Gut zu erkennen, wie sie über den Grat nach Norden (links im Bild) hinüber läuft, der bis dahin Cumplido und das Poligono geschützt hatte.
Luftbild am 10.10.2021. Das Poligono rechts ist schon voll gelaufen und die Glut ist selbst am Tage zu sehen, so heiß und flüssig war das Gestein. Die Plantage links vom Haus ist mit Asche bedeckt.
Letztes Bild von Haus und Büro (im Kreis) am 12.10.2021 aufgenommen von einer Drohne aus Richtung Westen. Die Lava fließt schon unmittelbar neben dem Grundstück. Unterhalb des Hauses die Bananenplantage.
Dieses Standbildum 03:43 aus dem Drohnenvideo vom 13.10.2021 morgens zeigt das Grundstück im großen und mein Büro im kleinen Kreis, und der Nachbar im Süden brennt schon. Rechts vom Grundstück die Plantage. Kurz vor Ende bei 4:00 explodiert das brennende Nachbarhaus.

Das Video ist hier auf youtube zu sehen.

Nichts für schwache Nerven schrieb Roger, wie wahr. Diese Webseite erlaubt den direkten Vergleich von vorher und nachher. An dem was noch rausschaut erkennt man, dass die Lava ca. 5-10m. dick sein muss.

Der Link zur Vergleichsseite hier.

Das war es dann mit dem Haus und alles was bleibt ist warten bis die Gutachter des Versicherungskonsortiums den Wert festgestellt haben. Anders als bei normalen Katastrophen wird bei Vulkan nämlich nicht die versicherte Summe ausgezahlt, sondern nach der Größe reguliert, Wir sind nicht sehr optimistisch, obwohl alles frisch vermessen und lückenlos dokumentiert war.

Im Moment werden nur Häuser und Gärten reguliert. Das Land wird irgendwann einmal vom Staat bezahlt, dafür fehlt jedoch noch ein Gesetz, das die Regierung aber schnell erlassen möchte. Die meisten Leistungen gehen sofort an die Banken, die damit die Hypotheken ausgleichen. Den mittellosen Bananenbauern bleibt nicht viel. Daran sind die Versicherungen naturgemäß mehr interessiert als an Häusern ohne Hypothek und mit deutschem Geld. Wir werden sehen.

Und wie geht’s uns jetzt?

Es gibt viele, nein sehr viele, denen es wesentlich schlechter geht als uns. Menschen leben in ihren Autos und parken an Brunnen. Viele Häuser waren weder genehmigt noch ausreichend versichert. Wir konnten dem schwarzen Staub nach Norden entkommen, andere müssen in und mit ihm leben.

Nun geht die nervige Sucherei nach einem neuen Domizil zwar von vorne los, aber in La Palma legen sich einige wirklich sehr ins Zeug für uns und das führt dazu, dass wir noch immer im alten Zeitplan sind, allerdings jetzt ohne Reserven. Und wir können froh sein überhaupt suchen zu können.

In diesem Zusammenhang vielen Dank an alle, die Hilfe anbieten und helfen. Wir werden nicht zögern, wenn es nötig wird.

Hasta luego.

3 Kommentare zu „Ohne Worte,

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